Hans-Herbst-Edition










Mendoza, Roman


Hans-Herbst-Edition Band III
Nachwort von Detlef B.Blettenberg
288 Seiten, gebunden, Euro 19,90
ISBN 978-3-86532-094-0


Carlos Mendoza verdankt seine Entlassung aus der berüchtigten »Colonia Dignidad« ins Exil einer Verwechslung. Doch es ist kein sicherer Boden, den der Chilene betritt, als er auf dem Flughafen Charles de Gaulle in Paris ankommt. Aus dem Flugzeug folgt ihm ein Mann, der in Mendoza instinktive Furcht auslöst.

Pressestimme Neue Zürcher Zeitung
„Hans Herbst beschreibt anschaulich einfühlsam. Er liebt seine Geschöpfe, und der Leser spürt, dass er sie kennt, spürt die Nähe des Autors zu seinen Figuren.“

Leseprobe
Er ging langsam durch die Halle, ohne sich umzusehen, und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein. Hinter sich spürte er Bewegung. Irgend jemand war hinter ihn getreten, sehr nah, wie ihm schien, zu nah, er fühlte, daß es zu nah war. Sie machen es mitunter in aller Öffentlichkeit, Mendoza hatte davon gehört. Man spürt kaum etwas, einen kleinen Druck vielleicht, wie eine zufällige Berührung, und ein paar Stunden später kommt die Müdigkeit und dann der Schlaf, den man nicht mehr aufhalten kann. Mendoza starrte auf den Nacken seines Vordermannes, ein bläulichroter Nacken, der feucht über einen verschwitzten Hemdkragen quoll. Der Nacken bewegte sich von ihm weg, und Mendoza machte einen Schritt nach vorn. Mit der rechten Hand griff er in seine Jacke nach dem Paß, und dabei drehte er den Kopf über die linke Schulter, und aus den Augenwinkeln sah er eine dicke ältere Frau mit einem Kind hinter sich stehen. Er biß sich auf die Unterlippe, daß es schmerzte, und zog den Paß aus der Tasche. Der Paß fühlte sich warm und feucht an. Er öffnete das kleine, in Kunststoff gebundene Heft, wie er es einige Male im Flugzeug geöffnet hatte, um sich die Eintragungen und das Visum anzusehen, aber er hatte nichts entdeckt, das nicht in Ordnung schien. Alles sah offiziell und richtig aus, und am Schluß hatte er sich beruhigt und gedacht, daß alles gutgehen würde. Sie würden ihn durchlassen.